Fensterbeschattung – das A & O beim Sonnenschutz
Fensterbeschattung oder Verschattung ist das wichtigste Mittel, um einstrahlende Sonnenhitze dauerhaft zu reduzieren. Selbstverständlich helfen auch kühle Badefluten gegen Überhitzung – aber wer kann es sich schon leisten, den ganzen Tag am See zu verbringen?
Zumal auch hier eine Beschattung des Liege- oder Sitzplatzes sinnvoll ist, um dem Kühlungseffekt wenigstens zu einer halben Stunde Wirksamkeit zu verhelfen. Das Bad ist immer nur eine punktuelle Abkühlung, wobei die Verdunstungskühle im Anschluss eigentlich erst den Effekt bringt, den man sich wünscht.
Wenn es die Umstände, z. B. auf der Arbeit, nicht anders zulassen, sind punktuelle Abkühlungen natürlich hilfreich. Aber wenn es darum geht, z. B. im eigenen Heim, dauerhaft angenehme Bedingungen bei Hitze zu schaffen, ist eine ausreichende Beschattung oder Verschattung des Aufenthaltsplatzes erst einmal das Beste (und das Einfachste), was man tun kann. Beschattung ist von allen Langzeit-Kühlungsvarianten auch die preiswerteste.
Fensterbeschattung oder Klimaanlage – eine Frage der geografischen Breite
In den südlichen Ländern sind Klimaanlagen im Hause gang und gäbe. Das bedeutet aber nicht, dass man diese offensichtliche Wohltat für den Körper eins zu eins übernehmen muss. Denn bevor die Südländer zum Kühlungsaggregat greifen, haben sie schon einige erhebliche Vorleistungen erbracht.
Das beginnt mit dem Bau der Häuser, die auf Reflexion des Sonnenlichtes, kühlende Mauern und der Förderung von Luftzug eingerichtet sind. Und es endet (vorerst) bei der Beschattung aller Durchbrüche in der Fassade, sprich Türen und Fenster. Denn mit diesen Vorkehrungen sind überhaupt erst einmal die Grundlagen gelegt, um die vorherrschenden Temperaturen im Süden in den Griff zu bekommen.
Auf Sizilien bewegen sich die monatlichen durchschnittlichen Temperaturen zwischen 10 und 30 Grad – das sind ganz andere Herausforderungen als beispielsweise in Berlin mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10 Grad. Dazu kann es im Winter gern auch einmal längere Zeit unter der 0-Grad-Grenze bleiben kann und selbst in den heißen Sommermonaten gilt eine Durchschnittstemperatur von 25 Grad schon als extrem heiß gilt.
Der Vorteil der Mitteleuropäer: längere Hitzeperioden sind immer noch selten, oft reicht die natürliche Abkühlung innerhalb einiger Tage aus, um wieder Frische ins Haus zu bringen.
Der Sizilianer allerdings ist dem Hitzezugriff von April bis Oktober ausgesetzt – und zwar ohne längere kühlende Wetterperioden. Wenn es in Berlin über die 30 Grad geht, herrscht bereits Ausnahmezustand. Für die Südküsten Europas ist dies normal. Aber eben nur erträglich, wenn es noch eine weitere Möglichkeit gibt, der Dauerwärme zu trotzen: die Klimaanlage.
Die höchste jemals in Europa gemessene Temperatur waren die 48,5 Grad vom 10. August 1999 In Catenanuova – auf Sizilien. Solange die Klimakatastrophe entsprechende Werte für Mitteluropa noch nicht parat hat, bedarf es im Normalfall auch keiner Klimaanlage.
Beschattung oder Klimaanlage – eine Frage der Bauweise
Jahrhundertelang war die mitteleuropäische Bauweise auf Wärmedämmung eingerichtet – dicke und von Schächten durchzogene Mauern hielten den Temperaturaustausch zwischen Wohnung und natürlicher Umgebung in engen Grenzen.
Dann kam die moderne Architektur – mit leichter Bauweise, großen ebenen Flächen und möglichst viel Glas, Beton und Stahl. Sie boten schon im 20. Jahrhundert trotz der im Vergleich zum Süden bescheidenen Temperaturen so viele Wärmeaufladungsmöglichkeiten, dass es gar nicht der Rekordsommer des 21. Jahrhundert bedurft hätte, um dieser Bauweise das Markenzeichen „hitzefördernd“ zu verleihen. Man kann natürlich auch „Wärmedämmung“ dazu sagen, nur ist eben genau dies nicht zielführend, wenn es um die Kühlung in den heißen Monaten geht.
Moderne Bauten kommen deswegen in der Regel ohne Klimaanlagen nicht aus. Das transparente Image wird mit einem hohen zusätzlichen Aufwand an Kühltechnik, Spezialglas und nachträglicher Beschattung bezahlt. Fairerweise muss man natürlich einräumen, dass in neuerer Zeit das energieeffiziente Bauen auch den Sonnenschutz mit einbezieht. Aber ohne Klimaanlage traut sich wohl mittlerweile kein größeres Unternehmen mehr, Menschen länger als 30 Minuten in seinen Räumen zu beschäftigen. Mehr als die Hälfte aller Büro- und Verwaltungsgebäude in Deutschland sind laut Umweltbundesamt klimatisiert. Aber nur 1 – 2 Prozent aller deutschen Wohnflächen verfügen über diese Art Kühlung.
Beschattung oder Klimaanlage – Energieeffizienz weiter gedacht
Es bleibt also noch genügend Aberwitz beim modernen Bauen, dass sich einerseits Mühe gibt bei der Energieeffizienz der Objekte, aber nach wie vor hohe Energiekosten verursacht.
Passivhäuser oder 0-Energie-Häuser sind leider immer noch die Ausnahme, und erst recht, wenn in diesen Bauten zahlenmäßig mehr als vier Familien über viele Stunden zu Gange sind – zu welchem Zweck auch immer. Private Bauherren müssen tief in die Tasche greifen, wenn ihr neues Domizil allen energetischen Ansprüchen – bis hin zur Selbstversorgung – genügen soll. Ab 20 Jahren Nutzung lohnt sich das auch.
Schall- und Wärmeschutz schlagen leicht mit 10.000 Euro zu Buche, ebenso wie allein nur eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Warmwasserversorgung im Sommer per Solarkollektoren auf dem Dach ist nicht unter 5.000 Euro zu haben, und eine Solaranlage zur kompletten Energieversorgung liegt auf Grund der immer noch sehr teuren Speichertechnik weit jenseits der 20.000-Euro-Grenze. Smart Technology, Steuersysteme, Energiespareinrichtungen – alles ist möglich, aber eben eine Frage des Geldes. Energetisches Bauen oder auch eine entsprechende Sanierung sind zuallererst eine Frage des finanziellen Spielraums, über den der Bauherr verfügt.
Wenn aber schon nicht schlecht betuchte Bauherren diese Kosten scheuen, wie soll dann der sogenannte Otto Normalverbraucher Zugang zur wunderbaren Welt der Energieeffizienz erhalten.
Und für den weitaus größten Teil der Bevölkerung erübrigt sich die Frage fast vollständig – denn in Deutschland wohnen die meisten Menschen zur Miete. Sie haben keinen Einfluss auf die energetische Gestaltung einer Wohnung – außer deren Widerspiegelung im noch höheren Mietpreis. Wenn sich aber auf die ohnehin opulent gestiegenen Mietpreise noch weitere Kosten gesellen wie etwa eine ausgefeilte Haustechnik, ist für 90 % der Fall erledigt.
Bezahlbaren Wohnraum wiederum gibt es nur im Ist-Zustand – und der ist zufällig so oder so. Die Mieter entscheiden nach Preis. Nicht, weil ihnen die Energieeffizienz egal wäre, sondern weil sie einfach nicht mehr Geld von ihrem Einkommen für das bloße Wohnen abzwacken können. Was ihnen indes nicht genommen werden kann, ist die Eigeninitiative zur Beschattung ihrer Wohnung. Und die macht nur einen winzigen Bruchteil im Verhältnis zu den teuren Lösungen der modernen Technik aus.
Beschattung oder Klimaanlage – eine Frage des Geldes
Um die Fenster einer Durchschnittswohnung zu verschatten, reichen in der Regel ein paar Hundert Euro aus. Egal ob Innenrollos, Außenjalousien oder Sonnenlichtfolie – es reicht mit diesen Mitteln immer, um mehr als 30 Grad Außentemperaturen im Sinne akzeptabler Innenraumtemperaturen zu kompensieren. Der Grad der Sonnenstrahlenabweisung geht bis über 90 %. Damit kommt man selbst in Hitzeperioden mit täglichem Sonnenschutz per Beschattung und nächtlicher Lüftung gut über die Runden.
Eine Klimaanlage, die diesen Namen verdient, beginnt preislich erst bei einigen Hundert Euro und ist schnell bei einigen Tausend Euro angelangt. Allein die Anschaffung ist ein Posten, dem man gut und gern eine Urlaubsreise opfern kann. Und das übrigens mit maximal 3 Monaten Kühlungsvorteil im Jahr.
Aber dann beginnt der finanzielle Ruin ja erst recht. Selbst kleinere Klimaanlagen können jährlich einen Stromverbrauch bis zu 500 kWh zustande bringen. Wer mehr als zwei Zimmer per Klimaanlage zu kühlen gedenkt, ist dann auch schon schnell mal mit 500 Euro dabei.
Die Aussichten werden auch nicht besser. Seit dem Jahr 2000 kennt der Strompreis in Deutschland nur noch eine Tendenz, und zwar die nach oben. In keinem anderen Land Europas hat sich der Strompreis innerhalb der letzten 15 Jahre verdoppelt. Die Deutschen zahlen schon lange die höchsten Energiekosten.
Die Experten sahen schon 2015 eine weitere Verdoppelung bis 2030 voraus. Inzwischen weiß man, dass diese Befürchtungen noch nicht einmal die ärgsten waren. Denn teure Windräder, Stromtrassen und Netzentgelte werden immer weiter und einzig und allein auf den Verbraucher umgelegt. Kein Energiekonzern, kein Netzbetreiber, kein lokaler Versorger wird zur Kasse gebeten – der deutsche Michel zahlt’s schon. Was die stockende Energiewende zudem noch mit Kohlendioxid-, Feinstaub oder anderen Emissionssteuern noch zu retten sucht, wird ebenfalls einzig und allein aus der Tasche des deutschen Steuerzahlers kommen.
Natürlich wird es auch weiter Ausnahmen geben, wie der seit Jahren praktizierte Minitarif für die stromintensive Industrie. Aber dem deutschen Privatmenschen hilft das nicht weiter. Er kann nur schauen, dass er Alternativen finde, und das ist in erster Linie die Beschattung seiner Fenster für den Sonnenschutz statt einer in Anschaffung und Betrieb teuren Klimaanlage.
Beschattung oder Klimaanlage – das Fazit
Noch ist Deutschland – rein klimatechnisch – nicht Afrika. Eine Klimaanlage in der Wohnung macht in Mitteleuropa sicherlich erst Sinn, wenn die Klimakatastrophe deutlich weiter fortgeschritten ist. Selbst bei zunehmend heißeren Sommern oder längeren Hitzeperioden sorgt die Beschattung der Fenster durch Rollos, Jalousien, Folien oder besonders eben auch durch Außenschutz wie Markisen oder Rollläden auf lange Sicht für ausreichende Kühlung in Innenräumen.
Wenn man auch persönlich das Energiesparen ernst nehmen will, stellt sich die Frage nach einer Klimaanlage auch gar nicht. Klimaanlagen sind echte Stromfresser und eine massenhafte Zunahme des Verbrauchs könnte selbst die korrigierten Klimaziele einer jeden Bundesregierung wieder kippen.
Die Frage wird erst interessant, wenn Klimaanlagen mit alternativ erzeugtem Strom betrieben werden könnten. Das bietet sich beispielsweise für Ferienhaus-Vermieter in der Sommersaison an. Die Solarmodule auf dem Dach bieten zumindest tagsüber Schutz vor Überhitzung, wenn der Strom direkt in die Klimaanlage geht.
Der übergroße Rest des Landes kann davon derzeit nur träumen. Die nächsten 20 Jahre wird er weiter mit steigenden Strompreisen konfrontiert sein.
Den meisten deutschen Haushalten schlägt die Stromrechnung heute schon gewaltig ins Budget. Da lädt man sich lieber keine Mehrkosten auf, denn von Plänen einer allgemeinen Bereicherung der deutschen Bevölkerung hat man lange nichts mehr gehört.
Und mal ehrlich – warum einen solchen Aufwand treiben, wenn das Problem des Sonnenschutzes mit Beschattung ganz einfach zu lösen ist?